Saarbrücken 31. März 2023

KI wird die Art, wie ein Intranet funktioniert, verändern und zu einer Sprunginnovation führen.

Megatrend KI – Wie sieht das intelligente Intranet der Zukunft aus?

Künstliche Intelligenz (KI) ist spätestens seit ChatGPT & Co. in aller Munde. Lange belächelt, werden jetzt die Potenziale schlagartig erkannt. Das liegt auch daran, dass die massiven Trainingsaufwände in diese Technologie, die sich im Bereich von Milliardeninvestitionen bewegen, dazu geführt haben, dass ein neuer Qualitätslevel erreicht wurde. Wir reden insofern von einer Sprunginnovation, d.h. einer Innovation, die eher einer Revolution gleicht, statt einer evolutionären Weiterentwicklung von bestehenden Technologien. ChatGPT-3 wurde mit 175 Mrd. Wörtern und Wortkombinationen trainiert, ChatGPT-4 innerhalb von nur 4 Monaten mit 100-mal mehr Wörtern. Die Modelle werden mit extremer Geschwindigkeit immer intelligenter, so dass inzwischen schon selbst die Protagonisten von KI dafür plädieren, eine Entwicklungspause einzulegen.

Wie aber funktionieren ChatGPT (von openAI), Bard (von Google) und Co.? Das generative Sprachmodell GPT (steht für „generative pretrained transformer“) schreibt und verbessert Texte, übersetzt, erzeugt Fotos nach Wunsch und wird demnächst auch Videos auf Wunsch produzieren. All dieses Generieren erfolgt mittels eines neuronalen Netzes, also mit stochastischen Prinzipien. Auf Basis der Wörter in einem bereits erzeugten Satzteil werden das höchst wahrscheinlichste nächste Wort bzw. ein Satzteil generiert. Der erzeugte Text wird mit gelernten Daten und Texten validiert. Dann wird geprüft, ob es sich um harmlose Inhalte handelt und ggf. – sofern nicht ganz harmlos – wird die Antwort umformuliert. Das System erzeugt im Ergebnis grammatikalisch gute und richtige Sätze. Der Wahrheitsgehalt muss vom Leser noch geprüft werden, durch die trainierte Datenmenge werden die Texte aber gerade in fachlichen Bereichen bereits sehr valide sein. ChatGPT-4 schneidet bei Vergleichsprüfungen im Abi-Bereich in USA inzwischen im oberen 10%-Bereich ab, während die Version 3 noch im unteren Drittel lag.

Die Oberfläche von ChatGPT&Co. und deren Integration in die Suche ermöglichen eine neuartige, menschenähnliche Kommunikationserfahrung – und genau hier liegt das Potenzial für die Nutzung im Intranet. Statt „nur“ zu suchen und die Antwort selbst zu erarbeiten, werden sich Mitarbeiter und MitarbeiterInnen die Antworten in Zukunft generieren lassen. Redakteure müssen dann die Texte dafür weder recherchieren, noch schreiben. Das übernimmt die KI. Dabei wird auf allgemeines Wissen zurückgegriffen, das auch schon im betrieblichen Alltag helfen kann.

Herausforderung wird es sein, firmenspezifisches Wissen zu ergänzen. Soweit sind die Technologien heute noch nicht. Erstens, weil in Firmen wahrscheinlich viel zu wenige Daten vorliegen, um ChatGPT zu trainieren. Zweitens, weil es sich in der Regel um interne, schützenswerte Informationen handelt, und es für ein firmenspezifisches Training noch keine Möglichkeiten gibt, die Trainingsdaten von allgemein verfügbaren Trainingsdaten zu trennen. Bezüglich dieses Punktes werden sich aber in Zukunft Lösungen ergeben. Zum Beispiel, indem ChatGPT so integriert wird, dass die allgemeinen Fragen vom allgemein verfügbaren KI-Dienst beantwortet werden und danach um unternehmensspezifische Ergänzungen erweitert wird. Ein Beispiel: Die Frage eines Mitarbeiters nach „Wie agiere ich, wenn ich ein Datenschutzproblem gemeldet bekomme“, könnte ChatGPT mit allgemeinen Anleitungen beantworten und das Intranet ergänzt dann die Informationen mit den Ansprechpartnern und Hinweisen auf Anleitungen im Unternehmen.

Softwarehersteller wie wir von NEOCOSMO arbeiten daran, KI-Lösungen immer mehr in ihre Intranet-Plattformen zu integrieren. Was jetzt schon geht, ist mit KI-Tools die Redaktion zu unterstützen. NEOCOSMO hat in PIIPE DeepL als Übersetzungsplattform vollständig integriert. So können Redakteure das Intranet mehrsprachig bespielen lassen. Ein in Deutsch erstellter Text wird automatisch auch für die weiteren Intranet-Sprachen übersetzt und kann dann redaktionell nachbearbeitet werden. In Zukunft wird es hier Echtzeitübersetzung geben, d.h. selbst wenn das Intranet nicht in bestimmten Sprachen gepflegt wird, können sich Nutzern in ihrer Muttersprache die Inhalte automatisch übersetzt anzeigen lassen. Weiterhin wird ChatGPT ab Mitte des Jahres zur Verfügung stehen, um sich als Redakteur Intranet-Inhalte generieren und korrigieren zu lassen. Hinzu kommen Bildgeneratoren, so dass Unternehmen zumindest teilweise auf die Nutzung von Stockmaterial verzichten können.

Was auch in bestehenden Lösungen geht, ist die intelligente Personalisierung und individuelle Empfehlungen: Hierbei geht es darum, mithilfe von KI die Relevanz der Inhalte für den Einzelnen zu erhöhen, passgenau Inhalte auszuspielen und gleichzeitig nicht zu viel Informationen bereitzustellen, um einen sog. „Information Overload“ zu vermeiden. Ein Beispiel: neue Mitarbeitende haben andere Interessen und Fragen als Mitarbeitende, die schon länger im Unternehmen sind. Für die Neuen macht es Sinn, dass ihnen zum Karriere-Start Inhalte zum Thema „Onboarding“ empfohlen werden. Für Mitarbeiter, die sich schon lange im Unternehmen sind, sind eher Inhalte interessant, bei denen es um Wissensweitergabe geht. Im Kern geht es bei der intelligenten Personalisierung darum, dass das Intranet lernt und adaptiert. Dass es lernt, an welchem Unternehmensstandort sich Nutzer befinden und spielt passende Inhalte aus. Dass es lernt, für welche Themen sich Nutzer interessieren und empfiehlt Inhalte. Dass es hilft, bei der Vernetzung im Unternehmen z. B. neue Mitarbeitende mit erfahrenen Kollegen und Kolleginnen in die Zusammenarbeit zu bringen.

Zusammengefasst: Das Potenzial der KI für die Nutzung im Social Intranet ist riesengroß. In 3 bis 5 Jahren kann erwartet werden, dass das Intranet mehr aus KI-generierten Inhalten (Texte, Bilder) als aus menschengemachtem Content bestehen wird. Unternehmen werden dabei Kosten bei Redaktion und Stockmaterial sparen. Die redaktionell aktiven Mitarbeiter werden freie Kapazitäten erhalten, um sich um firmenspezifische Spezialfragen zu kümmern. Und, sie werden sich damit beschäftigen müssen, die unternehmensinterne KI zu trainieren, d.h. KI-Trainings-Know-how wird eine Schlüsselrolle spielen. Die KI wird die Antworten für Allgemeinwissen übernehmen. Eine ChatGPT-ähnliche Suche wird in das Zentrum der Benutzeroberfläche eines Intranet wandern.

von Dr. Volker Zimmermann, Geschäftsführer des Social Intranet Unternehmens NEOCOSMO GmbH

ChatGPT in der internen Kommunikation

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Aufzeichnung des Vortrags von Dr. Aljoscha Burchardt (DFKI Berlin) und Dr. Volker Zimmermann (NEOCOSMO GmbH) auf der Online-Tagung INSPIRE am 30. März 2023. Titel des Vortrags: ChatGPT & Co.: Rettet KI die interne Kommunikation oder müssen wir uns vor ihr schützen?